Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikforschung e.V.
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Jahrestagung der Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikforschung
am 16. und 17. November 2023, TU Dortmund

Organisation: Stefan Böschen, Katharina Kinder-Kurlanda, Jan-Hendrik Passoth, Cornelius Schubert

Klimawelten
Wissenschaft, Technik und Gesellschaft im Dauerumbau?

Der Klimawandel betrifft Wissenschaft, Technik und Gesellschaft in einem Maße, wie bislang kaum eine andere soziotechnische Transformation. Die Komplexität, Dauerhaftigkeit und Vielschichtigkeit der damit verbundenen Herausforderungen spiegeln sich in Veränderungen der Forschungspolitik, von Förderprogrammen und -formaten wider, sie wirken sich auf die Prozesse der universitären und außeruniversitären Wissenserzeugung aus und setzen so auch Forschungsinstitutionen unter steigenden Handlungsdruck. Ohne weitgehende Technisierung, speziell durch Technologien der Digitalisierung und Dekarbonisierung, scheint eine Lösung der drängenden Probleme kaum denkbar, inklusive einer umfassende Datafizierung in leistungsfähigen Infrastrukturen als Grundvoraussetzung. Kurz: Durch die steigende Komplexität der (globalen) gesellschaftlichen Herausforderungen entstehen neue Ordnungen der Problematisierung und des Problemlösens, in denen Wissenschaft, Technik, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft immer wieder neu formiert, aufeinander bezogen und legitimiert werden.

Nun sind zwar diese Themen für die Wissenschafts- und Technikforschung nicht zuletzt seit den Diagnosen Ulrich Becks zur Risikogesellschaft oder Bruno Latours zur Naturvergessenheit der Modernen zentraler Bestandteil der akademischen Auseinandersetzung. Jedoch scheinen sich durch die Interdependenzen der genannten Entwicklungen auch neuartige Formierungen abzuzeichnen. Auf der diesjährigen Jahrestagung der GWTF wollen wir deshalb den vielfältigen und vielschichtigen durch Klimawandel gestifteten Anlässen nachgehen, die Wissenschaft, Technik und Gesellschaft in neuer Weise in Relation bringen. Viele der technischen Lösungen sind ohne wissenschaftliche Forschung kaum denkbar, gleichzeitig kommen etwa die Klimawissenschaften nicht ohne einen beeindruckenden Maschinenpark aus. Wissenschaft und Technik müssen sich gesellschaftlich stärker rechtfertigen, werden angezweifelt oder als unbestreitbare Autorität ins Feld geführt. Uns interessiert, wie diese Dynamiken zusammenhängen und welche Rolle die Wissenschafts- und Technikforschung bei ihrer Analyse spielen kann. Darunter fallen unterschiedliche Fragen und Felder: ob Smart Grids oder mobile Sensorik, Protest und Aktivismus, Förderprogramme oder heterogene Expertisen“ sie alle sind in die umfassenden Transformationsprozesse eingebunden und gestalten sie mit.

Während sich die Wissenschaftsforschung mit der Rolle von Universitäten, neuen Formaten oder Institutionen interdisziplinärer Forschung, komplexen und verteilen Wissensprozessen oder auch der techno-epistemischen Unübersichtlichkeit in unterschiedlichen Arenen bzw. der Frage der Wissenschaftskommunikation in heterogenen Akteurskonstellationen beschäftigt, interessiert sich die Technikforschung für die Bedeutung der technischen Infrastrukturen, für die Nutzung von Sensoren, die Aufzeichnung, Übermittlung, Prozessierung und Speicherung von Daten, Apparaturen wie Smart Meter, Wärmepumpen oder auch den enormen Energieverbrauch von Rechenzentren. Sowohl Wissenschaft- und Technikforschung sind dabei in ihrer gesellschaftlichen Eingebundenheit dazu aufgerufen, Erkenntnisse zu bündeln, etwa um die Widersprüche von Nachhaltigkeitstechnologien in Bezug auf Energieverbrauch und Privacy zu adressieren.

Wir laden Beiträge ein, die aus Perspektive der Wissenschafts- und Technikforschung die oben genannten Herausforderungen entlang der folgenden Linien diskutieren:

  1. Klimawissen und Klimawelten:
    • Veränderungen der Ansprüche an Wissenschaft
    • Veränderungen in der Wissensproduktion und -kommunikation
    • Veränderung der Rolle von Universitäten
    • Veränderungen der Form und Rolle von Expertise
  2. Infrastrukturen von Klimawelten
    • Veränderungen der Ansprüche an Wissenschaft
    • Neue Technisierungsfiguren digitaler Vernetzung
    • Dateninfrastrukturen zwischen Wissenschaft und Technik
    • Soziotechnische Lösungsansätze und Imaginationen
    • Klimafreundliche und -schädliche Technologien
  3. Governance von Klimawelten
    • Gesellschaftliche Problematisierungen, Climate Imaginaries
    • Regulierungsversuche
    • Formen des wissens- bzw. technikbezogenen Aktivismus
    • Veränderung von Förderformaten und -programmen

Die Liste dieser Beispielthemen ist selbstverständlich nicht abgeschlossen.

Wir freuen uns über Beitragsvorschläge mit Titel und Abstract (~300 Worte) bis 04. August 2023 an:
tagung@gwtf.de.

Veranstaltungsort:
Technische Universität Dortmund
Campus Süd
Rudolf-Chaudoire-Pavillon (OSM-Karte)
Baroper Straße 297
44339 Dortmund

ÖPNV-Haltestelle: S1 Dortmund Universität, H-Bahn nach Campus Süd

Während der Tagung können Kinder von Referent*innen betreut werden.
Die Betreuungskosten übernimmt die GWFT.

Anmeldung bitte bis 10. November formlos per E-Mail an:
wt.fk17@tu-dortmund.de.

 

Donnerstag, 16. November 2023

12:00 Ankommen und Begrüßung

Block I: Expertise im Wandel

12:30 Thomas Laux (Chemnitz):
Pluralisierung von Expertisen zur Energiewende?

13:15 Dorothee Jahaj, Nina Janich, Armin Grunwald (Karlsruhe):
Nach bestem Wissen? Veränderte Anforderungen und Erwartungen an Wissenschaft und Expertise - wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland vor, in und nach der Corona-Krise

14:00 Pause

Block II: Umgangsweisen

14:30 Gabriel Bartl (Berlin):
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft beim Umgang mit multiplen Krisen. Empirische Ergebnisse einer ländervergleichenden Befragung

15:10 Jasper Korte (Sankt Augustin):
From causes to consequences, from chat to crisis – die unterschiedlichen Klimawandel von Wissenschaft und Wikipedia

15:50 Bernd Sommer, Sarah von Querfurth (Dortmund):
Die KI und das Klima. ChatGPTs Erzählung zur menschengemachten Erderwärmung

16:30 Pause

17:00 Johannes Weyer (Dortmund):
Live Performance Greta-Experiment

18:00 Mitgliederversammlung der GWTF (hybrid)

20:00 Gemeinsames Abendessen

 

Freitag, 17.November 2023

09:00 Kaffee

Block III: Wissenschaft und Aktivismus

09:30 Paulina Dobroc, Janine Gondolf (Karlsruhe):
Achtung: Zukunftswissenschaft im Umbau! Adressaten und Akteure in Szenarien und Narrativen der TA

10:15 Sarah Schönbauer (München):
Umwelt-Engagement: Meeresforschung zwischen Wissenschaft und Aktivismus

11:00 Pause

Block IV: Nachhaltigkeit

11:30 Max Rossmann, Johanna Wallenborn (Maastricht):
Der Mythos Sustainable AI: Multimodale Metaphernanalyse von Tweets im Zeitraum 2017 bis 2023

12:15 Susanne Oechsner, Nikolaus Poechhacker, Katharina Kinder-Kurlanda (Klagenfurt):
Smart Sustainability jenseits von Technokratie und Fundamentalkritik. Zur Notwendigkeit interdisziplinärer Räume und kollaborativer Praktiken in wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsprojekten

13:00 Tagungsende

 

Zuletzt aktualisiert am 22.10.2023 [zum Seitenanfang] [Impressum/Datenschutzerklärung]